Das Kammerwasser (Humor aquosus) ist eine klare Körperflüssigkeit und füllt sowohl vordere als auch hintere Augenkammer aus. Durch Carboanhydrasen des Strahlenkörpergewebes werden aus Blutbestandteilen je Auge zwischen 3 und 9 ml Kammerwasser pro Tag gebildet. Der Entstehungsweg des Kammerwassers verläuft dabei wie folgt:

  • Ziliarfortsätze (Produktion)
  • hintere Augenkammer (zwischen Iris und Linse)
  • vordere Augenkammer
  • Kammerbucht
  • Kammerwinkel
  • Schlemmscher Kanal
  • Venen

Auf dem Weg von der hinteren in die kühlere vordere Augenkammer entsteht ein Kreislauf ähnlich einer Heizung im Zimmer: das vergleichsweise wärmere Kammerwasser steigt an der Vorderseite der Iris nach oben, kühlt sich dabei ab und sinkt auf der kühleren Hornhautrückfläche wieder ab.

Im sog. Kammerwinkel (Angulus iridocornealis) wird es dann über den Schlemm-Kanal resorbiert bevor es über den Plexus venosus sclerae – dies ist ein venöses Geflecht in der Lederhaut (Sclera), wieder zurück in den Blutkreislauf gelangt.

Das Kammerwasser transportiert Nährstoffe für die Linse und das Hornhautendothel.

Es entfernt mit seinem Gehalt an Immunfaktoren und durch die Zirkulation potentiell schädigende Agenzien aus dem Inneren des Auges.

Das Kammerwasser ist durch das Verhältnis der produzierten Menge im Vergleich zur resorbierten Menge mitverantwortlich für den Augeninnendruck und den damit zusammenhängenden Folgen bei pathologischer Veränderung.