Grauer Star bei Säuglingen

Die kindliche Katarakt (= Grauer Star, Eintrübung der Linse) umfasst eine Kataraktentwicklung in den ersten 18. Lebensmonaten (Lambert SR & Drack AV, 1996). Diese kann nur ein Auge betreffen oder beidseitig auftreten.

Die kindliche Katarakt ist nicht mit der im Alter auftretenden Katarakt zuverwechseln. Weitere Informationen zu Katarakt (Grauer Star) im Alter finden Sie hier

Ursachen für kindliche Katarakt

Ursächlich können genetische Veränderungen sein (50%), ohne erkennbare Ursachen(= idiopathisch, 25 %), enge Verwandtschaftsgrade der Eltern (Konsanguinität), die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft, Infektionen während der Schwangerschaft (z.B. Rubella, Zytomegalie), Chromosomenanomalien (z.B. Trisomie 21)  und Stoffwechselstörungen wie Diabetes, Galaktosämie, Hypokalzämie. Zweidrittel der Kinder haben eine bilaterale Katarakt.

Erstvorstellung angeborener grauer Star Baby

Häufig fällt die kindliche Katarakt in der U2 Untersuchung (zwischen dem 3.-10. Lebenstag) auf oder die Eltern bemerken einen weißlichen Reflex der Linse.

OP-Zeitpunkt für Baby Katarakt

Der OP-Zeitpunkt sollte möglichst nach der 4. Lebenswoche gewählt werden, da zu diesem Zeitpunkt eine OP das Risiko für ein Glaukom erhöht und auch eine Vollnarkose zusätzliche Risiken birgt. Des Weiteren wird in dieser Zeit von einer so genannten latenten Phase gesprochen, in der eine Trübung nicht zu einer bleibenden Sehschwäche führt.

OP kindliche Katarakt

Die Operation bedarf der Hand eines sehr geübten Chirurgen, da das kindliche Auge sehr viel kleiner ist und das Gewebe sehr viel elastischer. Die Pupille ist 

enger als beim Erwachsenen  und mindert so den Einblick. Kinder reagieren häufiger postoperativ mit einer Entzündungsreaktion.

Des Weiteren ist auch bei komplikationsloser OP das Sehergebnis stark auf die Mitarbeit von Eltern und Kind angewiesen.

Kunstlinse / Kontaktlinse

Da das kindliche Auge in den ersten Lebensjahren sehr stark wächst, ist eine gute Sehfähigkeit durch Entfernen der trüben Linse und eine Versorgung des Kindes mittels Kontaktlinsen oder Starbrille die beste Option.

Ab dem vollendetem 2. Lebensjahr kann über eine Operation bei der direkt die Kunstlinse implantiert wird individuell entschieden werden.

Davor ist die richtige Berechnung passenden Kunstlinse weniger genau möglich. 

Die Nachsorge mittels Kontaktlinsen birgt die Vorteile, dass die Brechkraft flexibel an die Achsenlänge des Auges angepasst wird. Anfangs müssen die Kontaktlinsen alle 6-12 Wochen angepasst werden. Meist werden Kontaktlinsen von den Kindern besonders in einem frühen Lebensalter gut toleriert.

Die Versorgung mittels Kontaktlinsen erfordert jedoch Eltern, die sowohl auf die Reinigung wie auch das tägliche Einsetzten und Entfernen der  Kontaktlinsen sehr gut acht geben. Auch bei Verlust der Kontaktlinsen muss schleunigst ein Ersatz beschafft werden. Für die Versorgung von Kindern kommen harte wie weiche Kontaktlinsen zum Einsatz.

Postoperative Komplikationen kindliche Katarakt

Entzündungsreaktion

Nach der Operation bedarf es einer gründlichen Nachsorge und einer gründlichen Therapie mit Augentropfen.

Nachstar

Als Nachstar bezeichnet man die Trübung der hinteren Linsenkapsel. Der Nachstar tritt zu 100% auf und daher wird bei der Operation meist schon primär ein Teil der Hinterkaspel entfernt.

Sekundärglaukom: Aphakie Glaukom/ Pseudophakie Glaukom

Als Glaukom bezeichnet man eine Erkrankung bei dem das Gesichtfeld durch den Verlust von Nervenfasern geschädigt wird. Als größter Risikofaktor zählt die Erhöhung des Augeninnendrucks.

Bei Kindern ist die Augeninnendruckmessung besonders schwierig und erfolgt entweder in Vollnarkose oder mittels eines I-Care, einem speziellen Druckmessgerät. Die Messung der Hornhautdicke wird benötigt um dem gemessenen Augeninnendruck einen Korrekturfaktor hinzuzufügen oder abzuziehen. Auch diese Messung stellt ein zusätzliches Problem bei Kindern dar.

Bei Kindern kann die Glaukom Progression kann auch Jahre nach der Stabilisierung des Augeninnendrucks erfolgen. Daher ist die Nachuntersuchung bei einer kindlichen Katarakt nicht zu unterschätzen.

Visusentwicklung

Nur bei ca. 30 % der Augen  steigt der Visus auf > 50% an. Es gibt jedoch Faktoren, die die Visusentwicklung verbessern wie z.B. eine beidseitige Katarakt, eine frühe Operation, eine Eintrübung der Linsenrinde (nicht die zentrale Sichtachse ist betroffen, sondern vielmehr die Linsenränder). 

Eine schlechtere Prognose haben dementsprechend kindliche Linsentrübungen mit einer totalen Trübung, Trübungen die nur ein Auge betreffen und eine Assoziation mit anderen Fehlbildungen. Außerdem ist die Zusammenarbeit zwischen Kindern, Eltern und Arzt prognoseentscheidend.