Akanthamöbenkeratitis

Akanthamöben sind Einzeller (sog. Protozoen), die vor allem in verschmutztem Wasser gedeihen.  Sie kommen ubiquitär vor- im Boden, auch in frischem Wasser und in den oberen Atemwegen. Beim Menschen können Akanthamöben zur Keratitis- Infektion der Hornhaut führen.

Es ist eine sehr seltene Erkrankung, die in Deutschland im Akanthamöben-Register vermerkt wird. Jährlich gehen in Deutschland in diesem Register ca. 200 Fälle ein, die Mehrheit dieser war zu Beginn fehldiagnostiziert. 

Akanthamöben nisten sich im Hornhautstroma ein und sind daher Therapien gegenüber schwer zugänglich. Akanthamöben existieren in einer inaktiven zystischen Form, in welcher sie jahrelang überdauern können und nahezu unverwüstlich sind. Bei geeigneten Umweltbedingungen können diese Zysten in die aktive Form- den Trophozoiten übergehen. Trophozoiten bilden Enzyme und penetrieren durch das Hornhautepithel und dringen in das Stroma ein.

In 90 % der Fälle sind Träger von weichen Kontaktlinsen betroffen sind. Die Erkrankung tritt meist einseitig auf. Außerdem können auch Bauern, Gärtner und Schwimmer betroffen sein.  Da Akanthamöben überall vorkommen und sich bei den meisten Menschen niemals eine Infektion entwickelt, wird zusätzlich von einer immunologischen Prädisposition der Erkrankten ausgegangen.

Klinik

Der Patient stellt sich mit Verschwommensehen, Lichtempfindlichkeit, rotem und tränenden Augen vor.

Es können starke Schmerzen auftreten, sobald die Infiltration entlang der Hornhautnerven erfolgt ist. Diese Schmerzen stehen für den Untersucher nicht im Verhältnis zum klinischen Hornhautbefund.

Es kann außerdem zur bakteriellen Superinfektion kommen, daher wird auch mit einem Antibiotikum behandelt.

Untersuchung der Akanthamöbenkeratitis

Spaltlampenuntersuchung des vorderen Augenabschnitts 

Im ersten Stadium: Die Infektion ist auf das Epithel beschränkt. Kleine epitheliale Hornhautdefekte (Mikroerosionen), auch bäumchenartige Verzweigungen sich zu erkennen.

Im zweitem Stadium: Der Erreger ist in das Hornhautstroma eingedrungen. Es zeigt sich eine stromale Hornhautinfiltration mit einem breiten Ringinfiltrat.

  • Vorderkammerreiz ( Hypopyon)
  • Sekundärglaukom
  • Sklerainfiltration

Anfärben mit Fluorescein ( Nachweis der epithelialen Hornhautdefekte)

Messung des intraokularen Drucks (Sekundärglaukom)

Differentialdiagnosen

Herpes-Keratitis die kleinen epithelialen Hornhautdefekte die sich teilweise auch bäumchenartig verzweigen können, sind mit der Herpes Keratitis leicht zu verwechseln.

Mykotische Keratitis

Mykobakterienkeratitis 

Nachweis der Akanthamöben Keratitis

Proben der Kontaktlinsen und der Kontaktlinsenlösung sollten im mikrobiologischen  Labor angezüchtet werden.

  • Konfokale Mikroskopie
  • PCR
  • Biopsie

Therapie der Akanthamöben Keratitis

 

Eine intensive Therapie mit einer Kombination aus drei Augentropfen (2 Desinfektionsmittel+1 Antibiotikum) muss erfolgen. Da die Tropfen zu Beginn alle 15 Minuten getropft werden müssen, kann der Patient gegebenenfalls stationär aufgenommen werden um diese Tropftherapie sicherzustellen. Je früher die richtige Diagnose gestellt wird, desto besser ist das Endergebnis. Da die Akanthamöben in ihrer zystischen Form sehr lange überdauern können, können Rezidive auftreten und die Behandlung sollte ca. 6 Monate andauern. 

Die Erkrankung kann so schnell fortschreiten, dass bei drohender Perforation der Hornhaut eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik a chaud) nötig werden kann. 

Da die Akanthamöben im Limbus überdauern können, kann dieser vorab mit einer Kältebehandlung (Kryotherapie) behandelt werden.